Wenn die Welt fremd wird
Sie pflegen einen demenzkranken Menschen? Dann tragen Sie eine große Verantwortung, denn die Betreuung verlangt ein Höchstmaß an Kraft, Geduld und Einfühlungsvermögen.
Nach und nach wird Ihr Angehöriger vermutlich immer mehr Ihre Hilfe brauchen. Betreuung.com unterstützt Sie dabei. In unserer Broschüre finden Sie zum Beispiel Anregungen, wie Sie den Alltag im Zusammenleben mit einem demenzkranken Menschen gestalten können.
Demenz Definition
Inhalt
Dolores Keiser sucht immer öfter ihre Brille. Manchmal findet sie sie im Kühlschrank oder zwischen den Handtüchern in der Kommode wieder. “Du hast sie dahin gelegt”, wirft sie ihrer Tochter vor. Diese wundert sich und fragt sich besorgt, ob ihre Mutter an Demenz leidet.
Altersdemenz, Alzheimer oder Verkalkung – es gibt im Volksmund viele Namen für Krankheiten, an denen vor allem alte Menschen erkranken. Dahinter stecken viele unterschiedliche Formen von Demenzerkrankungen. Der Begriff Demenz kommt aus dem Lateinischen und heißt „Weg vom Geist“. In der Tat bedeutet eine demenzielle Erkrankung den Verlust geistiger Fähigkeiten. Sie ersteht durch Veränderungen beziehungsweise Schädigungen des Gehirns, die verschiedene Ursachen haben können. Weil man früher davon ausging, dass Ablagerungen dafür verantwortlich sind, nannte man demenzkranke Menschen auch „verkalkt“.
Alter als Risikofaktor für Demenz
Der größte Risikofaktor, an Demenz zu erkranken, ist das Alter. Die Krankheit betrifft:
- Unter den 65- bis 69- Jährigen nur rund zwei Prozent
- Bei den über 80- Jährigen schon an die 15 Prozent
- Mit über 90 Jahren bereits mehr als 30 Prozent
Was ist Alzheimer-Demenz
Demenz ist der Oberbegriff für verschiedene Krankheiten, die einen geistigen Abbau zur Folge haben. Die häufigste davon ist die Alzheimererkrankung. Rund zwei Drittel der Menschen mit einer Demenzerkrankung leiden daran. Sie gibt Wissenschaftlern auch heute noch Rätsel auf – mehr als 100 Jahre nach ihrer Beschreibung durch Dr. Alois Alzheimer im Jahr 1906. Bekannt ist nur, dass bei den Betroffenen Nervenzellen und Nervenzellenkontakte im Gehirn fortschreitend verlorengehen und Eiweißablagerungen auftreten. Die Ursache dafür ist ungeklärt und eine Heilung derzeit nicht möglich. Lediglich der Verlauf kann bei einem Teil der Betroffenen verzögert werden. Mit verschiedenen Diagnosetechniken lässt sich die Krankheit erkennen.
Krankheitsverlauf bei Alzheimer-Demenz
Im weiteren Verlauf gibt es offensichtliche Symptome: eine hochgradige Störung des Gedächtnisses, nahe Verwandte können nicht namentlich benannt werden, das Zeit- und Ortsgefühl geht verloren, die Sprache wird undeutlich und inhaltsleer. Plötzliche Stimmungsschwankungen, Aggressionen und Depressionen können auftreten. Autofahren muss spätestens jetzt aufgegeben werden. Bei Alltagsaufgaben wie Körperpflege oder Nahrungsaufnahme wird Hilfe benötigt. Im Spätstadium ist der Erkrankte vollkommen auf die Pflege und die Betreuung angewiesen. Viele können nicht mehr ohne Hilfe gehen oder sind bettlägerig. Angehörige und Freunde werden nicht mehr erkannt, eine verbale Verständigung wird immer schwieriger.
Versteh mich doch!
Das Wort Demenz bedeutet “Weg vom Geist”. Das heißt aber nicht, dass ein Erkrankter nicht mehr kommunizieren kann. Er verständigt sich nur auf einer anderen Ebene.
Es ist nicht immer einfach, mit einem demenzkranken Menschen zu kommunizieren. Doch man kann lernen, so mit ihm zu sprechen und umzugehen, dass beide Seiten sich dabei wohlfühlen.
Anzeichen von Demenz
Im Verlauf der Erkrankung verliert die Sprache als Mitteilungsform bei demenzkranken Menschen immer mehr an Bedeutung. Sie vergessen, was sie sagen wollten, verlieren oft den Faden und längere Sätze bleiben nicht mehr im Gedächtnis haften. Wenn sie nicht verstehen, was ihr Gegenüber sagt, sind sie verunsichert. Sie spüren, dass etwas von ihnen erwartet wird, und entziehen sich dem Gespräch. Doch das heißt keinesfalls, dass man nicht mit Erkrankten reden sollte, ganz im Gegenteil: Es kommt nur darauf an, die Kommunikation entsprechend zu gestalten. Es wird immer wichtiger, wie Sie etwas sagen.
Besser ins Gespräch kommen
Man erreicht Demenzkranke am besten durch mitfühlendes Zureden, im fortgeschrittenen Stadium werden oft auch Berührungen als angenehm empfunden. Experten empfehlen:
- Blickkontakt herstellen
- Nicht diskutieren, zum Beispiel bei für uns absurden Darstellungen
- Die Lebensgeschichte des Erkrankten mitbedenken und seine Vergangenheit ansprechen
- Langsam und deutlich sprechen
- Auf eine warme, mitfühlende Stimme achten.
Auch wenn die geistigen Fähigkeiten nachlassen und Alltagsfertigkeiten verloren gehen, funktioniert die Gefühlswelt weiterhin. Oft zeigt der Demenzkranke sogar besondere Sensibilität für die Gefühle seines Gegenübers. So kann es zum Beispiel geschehen, dass er den pflegenden Angehörigen dabei „ertappt“, wie er unter Zeitdruck versucht, etwa das Essen möglichst schnell zu beenden oder den Kranken früh ins Bett zu bringen, weil noch Wichtiges zu erledigen ist. Dann kommt vielleicht die Antwort: “Du willst mich wohl loswerden.“ Wer das dann abstreitet, nimmt den Erkrankten nicht ernst, der sehr wohl spürt, dass der Pflegende wenig Zeit hat. Besser ist es, zuzugeben: “Ja, ich habe es eilig. Beim nächsten Mal nehme ich mir mehr Zeit.“ In späteren Phasen der Demenz können Gefühlsausbrüche dann sehr heftig sein, aber auch rasch vergehen. Der Anlass für Zorn oder Kummer ist häufig schnell vergessen.
Bedenken Sie:
Die Pflegalltag ist aber auch voll schöner Momente. Ein Lächeln des Erkrankten entschädigt für vieles.
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