Pflegetagebuch
Inhalt
- Pflegetagebuch
- Warum sollten Sie ein Pflegetagebuch führen und wann
- Was sollte in einem Pflegetagebuch eingetragen werden
- Wie könnte ein Pflegetagebuch aussehen
- Welche Erschwernisse die bei der Pflege auftreten können Sie im Pflegetagebuch notieren
- Was hat das Pflegetagebuch mit Rentenansprüchen zu tun
- Wo bekomme ich ein Pflegetagebuch
- Was sollte ich bei einem Pflegetagebuch noch beachten
Mit einem Pflegetagebuch haben sie ein gutes Hilfsmittel an ihrer Seite, das dem Gutachter des medizinischen Dienstes gute Einblicke in die Pflegebedürftigkeit erhält, indem Sie den zeitlichen Aufwand der Pflege eines Pflegebedürftigen notieren. Die Zeit für verschiedene Pflegeschritte ist von Bedeutung für den Gutachter für die Einstufung des Pflegegrades. Da der Gutachter nur eine kurze Zeit einen Einblick in den Pflegealltag hat, ist der Pflegeaufwand meist viel höher, als dieser dies in dem kurzen Zeitraum erfassen kann.
Warum sollten Sie ein Pflegetagebuch führen und wann
Am geeignetsten ist ein Pflegetagebuch, wenn ein Termin mit dem medizinischen Dienst der Krankenkasse ansteht, um den Pflegegrad eines Pflegebedürftigen festzustellen. Führen Sie das Tagebuch auch, wenn Sie eine höhere Einstufung beantragt haben.
Es sollte, wenn möglich mindestens 14 Tage vor dem Termin angefangen werden. So kann sich der MDK vorab ein Bild der täglich zu leistenden Pflege machen. Im Tagebuch sollten die Minuten aufgeführt werden, die für die einzelnen Pflegeschritte braucht. Der Gutachter des medizinischen Dienstes stellt bei einem Besuch fest, wie hoch der Pflegeaufwand für den Pflegebedürftigen ist, d. h. unter anderem, wie hoch der durchschnittliche tägliche Zeitaufwand für die Betreuung und Pflege ist.
Es kommt häufig vor, dass sich Pflegebedürftige bei der Begutachtung von ihrer besten Seite zeigen wollen und berichten deswegen viel positiver von ihren eigentlichen Einschränkungen, als sie in Wirklichkeit sind.
Von daher ist eine Dokumentation von großer Bedeutung, um die Pflegebedürftigkeit richtig einschätzen zu können und die aktuelle Situation verdeutlichen können.
Es dient auch zur Dokumentation, falls Sie einen Widerspruch einlegen möchten, da ihrer Meinung der Pflegegrad zu niedrig eingestuft wird.
Was sollte in einem Pflegetagebuch eingetragen werden
In einem Pflegetagebuch sollte der Aufwand für die Pflege täglich eingetragen werden. Dabei sollten Sie alle Bereiche der Grundpflege sowie die Betreuung und hauswirtschaftlichen Tätigkeiten notieren, bestenfalls 14 Tage bevor der Termin mit einem Gutachter ansteht.
- Zum Bereich der Grundpflege gehören z. B. Baden, Haare kämmen, Körperpflege im Allgemeinen, sowie Ernährung und Hilfe bei Mobilitätseinschränkungen.
- Hauswirtschaftliche Tätigkeiten sollten ebenso notiert werden, wie Einkaufen, Kochen, Wohnung aufräumen, Wäschepflege.
Wenn Sie das Tagebuch führen, dann sollten Sie beachten, dass die Pflegetätigkeiten aus vielen verschiedenen Abläufen bestehen und in Einzelschritte aufgeteilt werden, wie z. B. Waschen, Hilfe beim Anziehen, Hilfe beim Toilettengang, Hilfe beim Essen, hauswirtschaftliche Tätigkeiten etc. die sie zeitlich notieren sollten.
Falls etwas zu einem höheren Pflegeaufwand führen sollte, dann notieren Sie dies ebenso umfassend.
Wenn Sie mit einer Tätigkeit starten, merken Sie sich die Startzeit und schreiben Sie auf, wie lange Sie dafür gebraucht haben, gegen Sie gegebenenfalls auch eine Begründung dafür ab. Kontrollieren Sie für Ihr Tagebuch immer genau die Zeit und halten sie diese akribisch fest.
Dazu können Sie sich ein paar Fragen als Hilfestellung stellen:
- Wie gestaltet sich der jeweilige Ablauf?
- Welche Tätigkeit sollte ich als Erstes ausführen, was kommt danach etc.?
- Braucht der Pflegebedürftige eine Erklärung für die Dinge, die Sie tun?
- Gibt es besondere Schwierigkeiten?
- Braucht der Pflegebedürftige, obwohl dieser etwas selbstständig aufführen kann, trotzdem eine Begleitung und warum ist das so?
Wie könnte ein Pflegetagebuch aussehen
Name des Pflegebedürftigen:
Pflegetag:
Zeitaufwand (Minuten) Art der Hilfestellung
Erforderliche Hilfe | Morgen | Mittag | Nachm. | Abend | Nacht | Minuten
Gesamt |
U | TÜ | VÜ | B | A |
Grundpflege | |||||||||||
Waschen | |||||||||||
Zähne putzen | |||||||||||
Haare kämmen | |||||||||||
Wechseln von Windeln | |||||||||||
Rasieren | |||||||||||
Darmentleerung | |||||||||||
Baden/Duschen | |||||||||||
Mobilität | |||||||||||
Aufstehen/Zubettgehen | |||||||||||
Anziehen | |||||||||||
Bewegungen | |||||||||||
Anziehen/Ausziehen | |||||||||||
Hilfe beim Aufstehen | |||||||||||
Treppen | |||||||||||
Hilfe bei Spaziergang, etc. | |||||||||||
Ernährung | |||||||||||
Nahrungszubereitung mundgerecht | |||||||||||
Hilfestellung beim Essen | |||||||||||
Hauswirtschaftliche Tätigkeiten | |||||||||||
Putzen | |||||||||||
Einkaufen | |||||||||||
Geschirr | |||||||||||
Wäschepflege |
U = Unterstützung bei Ausführen einer Tätigkeit, die vorwiegend selbstständig gemacht werden kann
TÜ = teilweise Übernahme. Der Pflegebedürftige braucht bei verschiedenen Teilen einer Tätigkeit Unterstützung
VÜ = Vollständige Übernahme: Die Tätigkeit muss vollständig von dem Pflegenden ausgeführt werden
B = Beaufsichtigung
A = Anleitung
Es werden also der zeitliche Aufwand und die Selbstständigkeit im Alltag festgehalten, um eine umfangreichere Sicht auf pflegerischen Tätigkeit für den Gutachter zu haben
Welche Erschwernisse die bei der Pflege auftreten können Sie im Pflegetagebuch notieren
Erschwernisse bei der Pflege können den Zeitaufwand erheblich erhöhen, wenn z. B.:
- Jemand ein höheres Gewicht als 80 kg hat
- Die Beweglichkeit eingeschränkt ist
- Der Pflegebedürftige unter Spastiken leidet
- Bei einer Schluckstörung oder Atemproblemen (Nahrungsaufnahme)
- Eine abwehrende Haltung gegenüber der Pflege stattfindet oder die Pflege behindert wird
- Schmerzen
- Wohnmöglichkeiten, die nicht auf die Pflege ausgerichtet sind.
Bei Erscheinen des medizinischen Dienstes ist es auch immer von Vorteil, wenn Sie auch Arztberichte zur Hand haben, sowie alle Pflegehilfsmittel und Medikamente.
Was hat das Pflegetagebuch mit Rentenansprüchen zu tun
Bei der Pflege zu Hause kann ein Angehöriger einen Anspruch an die Rente stellen, wenn der über 14 Stunden in der Woche den Pflegebedürftigen pflegt. Voraussetzung dafür ist, dass er nicht mehr als 30 Stunden in der Woche einen Beruf ausübt. Je nach Zeitaufwand werden die Rentenanteile berechnet. Auch dazu ist es wichtig, die Zeit in einem Pflegetagebuch festzuhalten.
Wo bekomme ich ein Pflegetagebuch
Sie können bei Ihrer Krankenkasse nach einem Pflegetagebuch nachfragen, die diese normalerweise zur Verfügung stellen. Normalerweise gibt es diese auch zum Download auf den entsprechenden Online-Seiten, die entweder ausgedruckt werden oder auch online ausgeführt werden können.
Sie können aber auch jederzeit Anmerken dazu selbst dazuschreiben, da sich die Vordrucke auf die 4 oben beschriebenen Module (Grundpflege, Mobilität, Ernährung und hauswirtschaftliche Tätigkeiten) bezieht. Oftmals gibt es diverse Schwierigkeiten, die einen höheren Zeitaufwand für diese Module benötigen, die sie gesondert aufschreiben sollten. Dies kann auch durch Stichpunkte erfolgen, so kann sich der Gutachter einen noch besseren Überblick über die aktuelle Pflegesituation beschaffen.
Was sollte ich bei einem Pflegetagebuch noch beachten
Manchmal werden Tätigkeiten erledigt, die gar nicht auffallen, da sie schon zum Alltag der Angehörigen gehören, wie z. B. etwas besonders klein schneiden. Doch bei mehreren Mahlzeiten am Tag summiert sich diese Extra-Zeit, die sie auf jeden Fall notieren sollten.
Wenn Pflegebedürftige von Angehörigen gepflegt werden, werden manche Dinge als Gefälligkeit durch die Beziehung zueinander betrachtet, notieren Sie immer alles, was Sie an Pflegetätigkeiten ausführen akribisch und detailliert.
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